In unserer heutigen Welt sind wir und natürlich gleichzeitig auch unsere Hunde wahnsinnig vielen Reizen ausgesetzt. Alles, was in unserer Umgebung passiert, nehmen wir wahr und werden unter Umständen mit einer Art Reizüberflutung konfrontiert. Und das schon bei unseren – im Gegensatz zum Hund – wenig leistungsfähigen Sinnesorganen. Bekanntermaßen riecht, sieht und hört ein Hund besser als ein Mensch. Wenn man sich dies vor Augen führt wird schnell klar, warum wir eine große Verantwortung tragen, einen Hund in unserer – von uns gemachten – reizüberfluteten Gesellschaft ein entspanntes Leben zu bescheren.

Hier ein paar Fakten:

Geruchssinn

Fakt:
Geruchsrezeptoren Hund: über 200 Millionen
Geruchsrezeptoren Mensch: ca. 5 Millionen

Was bedeutet das?
Unser Hund riecht unglaublich viel besser als wir Menschen. Und natürlich nimmt er dadurch Gerüche wahr, die wir nicht einmal ansatzweise riechen. Auf der einen Seite ist dies unglaublich  nützlich: wir bilden tolle, helfende Hunde aus, die auf weite Strecken und über lange Zeiträume in der Lage sind, Menschen zu suchen. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass dies zum Konflikt führen kann. Denn ein Hund kann ja seine Nase nicht einfach so ‘abstellen’ und ‘anstellen’ wie wir es uns wünschen!

Wenn man also gerade versucht, seinem Hund etwas beizubringen (z.B. bei Fuß gehen an der Leine auf einem Waldweg) und plötzlich steigt dem Hund der Duft eines verwesenden Kaninchens in die Nase, wird er wahrscheinlich unkonzentriert und folgt seiner Nase nach ins Gebüsch. Wir selber wissen in dem Moment garnicht was los ist, denn WIR riechen es ja nicht! Und was tun wir? Im schlimmsten Falle bestrafen wir unseren Hund für seine Unkonzentriertheit. Aber kann man dem Hund das wirklich übel nehmen? Im Normalfall sicher nicht. Ein gut ausgebildeter Rettungshund natürlich wird sich davon nicht ablenken lassen!

 

Gehörsinn

Fakt:
Unglaubliche Unterscheidung von Tonhöhen
Hören im Hochfrequenzbereich

Was bedeutet das?
Unsere Hund können wahnsinnig gut hören! Unter anderem sind sie in der Lage, Tonhöhen zu unterscheiden, die nur eine Achtel Note auseinander liegen. Auch sind sie in der Lage, weitaus höhere Frequenzen als wir Menschen zu hören.

Ein Beispiel: Hunde können Pfeiftöne hören, die im Hochfrequenzbereich für uns nicht hörbar sind – die sogenannten Hundepfeifen. Sicherlich kannst du dir vorstellen, dass es grauenhaft bis hin zu schmerzhaft für einen Hund sein kann, wenn ein verantwortungsloser Mensch auf eine Hundepfeife herumbläst wie auf eine Trillerpfeife. Möchte man dennoch seinen Hund auf die Hundepfeife trainieren, ist es ratsam eine Pfeife zu verwenden, die für uns Menschen hörbar ist. So weiß man eindeutig während des Pfiffs, wie laut der Ton ist (zumindest für unser menschliches Gehör) und weiß gleichzeitig, dass die Pfeife korrekt funktioniert!

 

Gesichtssinn

Fakt:
Starkes Bewegungssehen
70% weiteres Gesichtsfeld im Vergleich zum Menschen

Was bedeutet das?
Der Hund hat ein stark ausgeprägtes Bewegungssehen! Hier ist uns der Hund weit voraus: wenn sich ein Objekt bewegt, sieht es ein Hund etwa 10 x besser als wir Menschen es tun. Durch sein anatomisch bedingtes, sehr viel weiteres Gesichtsfeld kann er auch ‘aus den Augenwinkeln’ Dinge erkennen, für die wir als Mensch erst unseren Kopf drehen müssten. Das bedeutet, ein Hund sieht Dinge natürlich sehr viel eher als wir es tun!

Allerdings gibt es eine kleine Einschränkung: sobald sich ein Objekt NICHT bewegt, kann es ein Hund schlechter erkennen. Vielleicht hast du das auch schon einmal beobachtet: man geht seine abendliche Gassirunde und plötzlich steht an eine Mülltonne in einer Einfahrt. Der Hund stutzt, bleibt stehen, fängt sogar vielleicht an die Tonne anzubellen. Zumindest ist er sichtlich fixiert, weil er nicht sofort weiß, was das ist. Wir Menschen dagegen sehr schnell, dass es sich um eine Mülltonne handelt, auch wenn es Dämmerig ist oder die Tonne weiter weg steht.

 

Fazit – Was wir für unseren Hund tun können 

Neues entdecken!

Ist man sich erst einmal bewusst mit welchen vielfältigen Reizen ein Hund in unserer heutigen Welt konfrontiert ist, wird deutlich, dass wir unseren Hunden oft extrem viel abverlangen: es gibt täglich sehr viele Situationen, in der wir von unserem Hund etwas fordern, er sich aber innerlich mit noch ganz anderen Wahrnehmungen konfrontiert sieht. Der Hund sieht, riecht und hört in der jeweiligen Situation sehr viel mehr, als man selbst es tut. Wenn einem dies bewusst ist, wird man zukünftig anders reagieren. Auch wird so klar, dass es wichtig für den Hund in unserer heutigen Gesellschaft ist, dass er einen verlässlichen Partner Mensch (“Rudelführer”) an der Seite hat, der ihm mitunter Entscheidungen abnimmt (Siehe Beispiel oben: “Alles okay, das ist nur eine Mülltonne – wir gehen weiter unseren Weg!”) und dem er tiefes Vertrauen entgegen bringen kann.