Eine gute Frage: warum markiert mein Hund? Gerade die Rüden-Besitzer unter uns werden davon ein Lied singen können: in den unterschiedlichsten Weisen, Ritualen und Abläufen werden Bäume, Sträucher, bestimmte Dinge am Straßenrand oder auch mal ein Hosenbein markiert. Oftmals hört man dann das (Vor-)Urteil: ‘Mein Hund zeigt, dass er hier der Chef ist!’. Heute reden wir einmal über unterschiedliche Formen des Markierens. Und nein, nicht grundsätzlich muss das ‘Pinkeln’ an der immer gleichen Stelle etwas mit Dominanz und ‚Chef sein‘ zu tun haben.

Wer markiert wie und warum?

Mit dem Urinieren hinterlässt ein Hund eine einzigartige Botschaft, praktisch wie eine Art Fingerabdruck. Durch Duftstoffe (die sogenannten Pheromone) nehmen andere Artgenossen dann die verschiedensten Informationen des Hundes auf wie z.B. Geschlecht, Alter, Gesundheit / Krankheit etc. Welpen, egal ob Rüde oder Hündin, urinieren dabei noch in der Hocke. Hier ist noch die einzige Intention das Wasser lassen. Erst später fangen Rüden an das Beinchen zu heben und bewusst zu markieren. Bei den ersten Versuchen sieht dies noch recht unbeholfen aus. Aber schnell haben die Junghunde raus, wie man sich hinstellen muss, finden die Balance auf drei Beinen und ‘treffen’ die vorher abgeschnüffelte Stelle am Wegesrand. Hündinnen dagegen bleiben meist in der Hocke. Sie zeigen auch Markierverhalten wenn auch weniger stark und offensichtlich im Vergleich zu ihren männlichen Artgenossen. Aber natürlich können die Rüden wiederum erkennen, ob es sich beispielsweise um eine läufige Hündin handelt.

Hier ist mein Revier!

Noch besser als bei unseren Haushunden wird das Revier markieren bei der Beobachtung von Wölfen in freier Wildbahn deutlich. Wölfe markieren bestimmte Punkte zur Orientierung des eigenen Rudels und auch um andere Wölfe zu ‘informieren’. Es bedeutet so viel wie: ‘Dies ist unser Revier! Halte dich fern!’. Da durch Wetterwechsel, Wind, Regen etc. der Urin und damit die Markierung verschwindet, muss sie regelmäßig erneuert werden. Es wird also immer wieder an denselben markanten Punkten uriniert. Oftmals sind dies bestimmte Weggabelungen, Baumstämme,  große Steine usw.

Erst ich – dann du – dann wieder ich!

Sicherlich hast du auch das schon einmal gesehen: zwei Hunde aus dem selben Haushalt urinieren immer wieder über die gleiche Stelle. Erst der eine Hunde, dann kommt der andere und dann geht es wieder von vorne los. Hierbei scheint es keine eindeutige Rangordnung zu geben. Es ist auch meist keinerlei Dominanz oder Imponiergehabe im Spiel. Dies wird insbesondere auf Plätzen deutlich, wo man viele Hunde gleichzeitig beobachten kann. Wie zum Beispiel auf der viel-frequentierten Hundewiese, auf einem Hundeplatz, am Hundestrand oder wenn man sich mit mehreren befreundet Hundebesitzern zur alltäglichen Gassirunde trifft. Es ist also mehr ein Übermarkieren, dass der Zusammengehörigkeit Ausdruck verleiht.

Warum dreht sich mein Hund nach dem Pinkeln zu mir um?

Diese Geste gilt eindeutig dem Menschen und kann zweierlei bedeuten. Erstens bezeugt das Revier markieren ein Gefühl der Zusammengehörigkeit: ‘Das ist unser gemeinsames Revier!’. Des weiteren kann eine Art Besitzanspruch offensichtlich geltend gemacht werden: ‘Hier habe ich markiert! Das ist meins!’

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Eine wahre – lustige – Geschichte!

Während eines Urlaubes in den Bergen waren wir mit unserem damaligen jungen Berner-Rüden auf dem Gletscher. Alles war voller Eis und Schnee. Erst hat er sich wahnsinnig über die willkommene Abkühlung gefreut – und natürlich jede Menge Schnee geschleckt und herumgetobt. Dann fand er auf die schnelle keinen Baum. Zum Glück gab es Ersatz: ein Skifahrer in unserer Nähe wurde kurzerhand als Objekt der Begierde auserwählt und als ‘Baumersatz’ missbraucht. Das war natürlich äußerst peinlich. Uns stand die Schamesröte ins Gesicht geschrieben, aber unser junger Hunde hatte sich von klein auf selber beigebracht immer nur an Bäume und Pfosten zu urinieren. Ob das jetzt gleichzeitig noch etwas mit ‘markieren’ zu hatte, wagen wir in diesem dringlichen Zusammenhang zu bezweifeln.

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