Die Meinungen darüber, wie lange der Vierbeiner alleine in der heimischen Wohnung oder dem Haus verbleiben kann, gehen stark auseinander. Während manch einer seinen Hund acht Stunden alleine lässt, weigert sich ein anderer seinen Vierbeiner nur wenige Minuten aus den Augen zu lassen und nimmt ihn stattdessen überall hin mit. Wie viel „Einsamkeit“ ist gesund, was kann ich meinem Hund zumuten und ab wann ist das alleine lassen als Quälerei zu sehen? Wir berichten über dieses Thema im folgenden Artikel.

Kein Hund ist gerne allein und doch ist es ein Zustand, den jeder Hund lernen und akzeptieren muss. Für eine gesunde Mensch-Hund-Beziehung ist es wichtig, dass der Zweibeiner gewisse Tätigkeiten alleine verrichten kann und das Haus ohne Hund verlässt. Doch wo sind die Grenzen dieser Unabhängigkeit?

Einsamkeit im Rudel? Das gibt es nicht!

Hunde sind Rudeltiere. Die Natur sieht es vor, dass sie niemals von ihrem Rudel verlassen werden und wenn doch, ist der Grund dafür Schwäche oder Krankheit. Für den Hund bedeutet das den sicheren Tod. Oder aber: In seinem Rudel ist er einer zu viel, wird als einsamer Wolf durch das Land ziehen und sich gegebenenfalls einem neuen Rudel anschließen.
Kurzum: Hunde werden von Ihren Artgenossen nicht im Stich und nicht zurückgelassen, einen solchen Zustand sieht die Natur nicht vor. Kein Wunder also, dass das alleine Bleiben für den Hund eine echte Herausforderung und ein schwieriger, zu lernender Prozess ist.

Bitte lass‘ mich nicht zurück!

Die Trennung vom Rudel ist also eine echte Urangst. Jeder Hund wird sich deshalb größte Mühe geben, sein Rudel nicht zu verlieren und stets dabei zu sein. Dieses Verhalten ist also nicht etwa als übersteigerte Anhänglichkeit zu verstehen, sondern Normalität. Artgerecht im traditionellen Sinne wäre es also, wir würden unseren Hund vierundzwanzig Stunden täglich um uns scheren, doch jeder Hundebesitzer weiß, dass es Situationen gibt, in denen das nicht möglich ist. Arztbesuche, Einkäufe im Lebensmittelmarkt, Hochzeiten oder der Ausflug ins Schwimmbad: Der Hund kann nicht immer mit.

Wie viel Einsamkeit geht noch in Ordnung?

Klar ist, die charakterlichen Variationen von Hunden sind so unterschiedlich wie ihre Rassen und Größen. Manche Hunde stecken das alleine Bleiben besser weg als andere. Faustregel ist jedoch: Je jünger der Hund, desto kürzer sollte auch die Trennungsphase sein. Allein aus körperlichen Gründen sollten junge Hunde deshalb nicht länger als zwei Stunden „sich selbst überlassen“ sein. Gleiches gilt für neu eingezogene Hunde: Auch sie sollten das Recht haben, in den ersten Wochen der Eingewöhnung von ihrem Rudel umgeben zu sein und von diesem nicht getrennt zu werden.

Anders sieht es natürlich bei erwachsenen Hunden aus die sich eingelebt haben und ihr Zuhause kennen. Die Meinungen variieren nichtsdestotrotz: Ein gut ausgelasteter Hund wird eine Wartezeit von vier Stunden wahrscheinlich einfach verschlafen, hat der Hund einen vierbeinigen Freund finden viele, dass eine Trennungszeit von sechs Stunden für das tierische Paar ebenfalls kein Problem darstellt und wieder andere empfinden eine Wartezeit von acht Stunden im Zwinger oder dem Garten in Ordnung, sofern der Hund die restliche Zeit des Tages menschlichen Kontakt, körperliche und psychische Auslastung und Zuwendung hat.

Situationsabhängigkeit

Klar ist, je nach Umstand und charakterlicher Einstellung des Hundes kann die maximale Trennungszeit für den Vierbeiner variieren. Haben Sie beispielsweise mehrere Hunde oder hat der einzelne Hund die Möglichkeit rein und rauszugehen, ist er grundsätzlich ein eher unabhängiger Typ und beschäftigt sich gut allein, sind das Voraussetzungen, die eine längere Zeit des alleine Bleibens ermöglichen. Nichtsdestotrotz sollten Sie nie vergessen, dass Ihr Hund ein Rudeltier ist und wirklich glücklich nur dann sein wird, wenn sein Rudel bei ihm ist.

Verhaltensstörungen und Überforderungen

Ein Alarmsignal auch: Die Anzahl an überforderten Hunden nimmt zu. Sie bellen oder jaulen während der Trennungszeit vom Rudel, verletzten sich selbst, knabbern Ruten oder Pfoten auf oder zerlegen vor Frust die Wohnung. Hier gehen Rassedisposition und Erziehung sicher Hand in Hand und auch die Auslastung eines Hundes wird vermutlich eine Rolle spielen.
Letztendlich gibt es für die Zeit des alleine Bleibens keine Faustregel und keinen bewiesenen Richtwert. Niemand kennt Ihren Hund so gut wie Sie und kann ihn entsprechend einschätzen. Deshalb: Betrachten Sie Ihren Hund als Rudeltier und bedenken Sie stets auch seine Bedürfnisse, wenn Sie ihn Zuhause zurücklassen.

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